Ich sah auch viele jener Seelen, die in dem Kampf gefallen waren, jede ihre Bahn in den Leib des Herrn nehmen.
Hinter dem Kreuz aber, in den tiefen Himmel hinein, sah ich ganze Scharen von ferner und ferner vorbereitenden Bildern des Erlösungswerkes, die ich nicht aussprechen kann. Es war, als wären sie die Stationen des Weges der göttlichen Gnade durch die Geschichte der Welt bis zu ihrer Erfüllung in der Erlösung. Ach, ich sah Unermessliches, Unbeschreibliches!
Als der Kampf auf Erden getilgt war, waren die Kirche und der Engel, der nun verschwand, weiß und leuchtend geworden. Auch das Kreuz verschwand. Und es stand nun dort eine hohe, leuchtende Frau. Sie stand auf der Kirche und breitete ihren goldenen, strahlenden Mantel weit über sie aus. Unter der Kirche erschien gegenseitige Demütigung und Versöhnung. Ich sah Bischöfe und Hirten sich nähern und ihre Bücher auswechseln.
Und die Sekten erkannten die Kirche durch den wunderbaren Sieg und durch die Lichter der Offenbarung, die sie selbst auf sie hatten strahlen gesehen. Diese Lichter waren aus den Strahlen des Springquells des Sees, der aus Johannes war. Als ich diese Vereinigung sah, bekam ich eine tiefe Empfindung von der Nähe des Reiches Gottes.
Ich fühlte einen Glanz und ein höheres Leben in der ganzen Natur und eine heilige Bewegtheit in allen Menschen, wie zur Zeit der nahen Geburt des Herrn. Und ich fühlte die Nähe des Reiches Gottes so, dass ich ihm entgegenlaufen und entgegenjauchzen musste.
Ich sah nun in der Kirche, die nach dem überstandenen Kampf ganz wie die Sonne strahlte, ein großes Fest. Ich sah viele Prozessionen hineinziehen. Ich sah einen neuen, sehr ernsten und strengen Papst. Ich sah vor dem Beginn des Festes viele Bischöfe und Hirten von ihm verstoßen werden, weil sie schlecht waren. Ich sah dieses Fest in der Kirche besonders von den heiligen Aposteln mitfeiern.
Und ich sah recht nahe, was die Bitte meint: „Herr, zu uns komme dein Reich!“ Es war, als sehe ich himmlische, leuchtende Gärten von oben niedersteigen und sich mit auf Erden entzündeten Plätzen vereinigen und unter alles in ein ursprüngliches Licht tauchen.
Und ich sah das Himmlische Jerusalem.
Und ich sah in die schimmernden Straßen der Gottesstadt voll glänzender Paläste und Gärten, in denen zahllose Scharen von Heiligen Gott lobten und auf die Kirche niederwirkend sich bewegten. Ich sah unter der Gottesstadt die Peterskirche. Und ich frohlockte, dass sie trotz aller Nachlässigkeit der Menschen doch immer das wahre Licht von oben in sich empfängt.
Ich sah die Wege, die zum Himmlischen Jerusalem führen. Ich sah die heiligen Hirten, die aus ihren Herden die vollendeten Seelen dahin geleiten, doch waren diese Bahnen nicht sehr voll.
Und ich sah das Himmlische Jerusalem.
Dort ist keine Kirche. Maria thront über die Gottesstadt. Über Maria thront Christus und die Allerheiligste Dreifaltigkeit. Von der Allerheiligsten Dreifaltigkeit fällt es wie Tau des Lichtes auf Maria. Und von Maria breitet sich der Tau des Lichtes über die ganze heilige Stadt aus.“
Anna Katharina Emmerich